Das Ausbilden junger Menschen bringt zahlreiche Vorteile mit sich: Du sicherst dir qualifizierte Fachkräfte, die dein Unternehmen von Grund auf kennenlernen und die spezifischen Anforderungen deines Betriebs verstehen. Zudem leistest du einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft, indem du Jugendlichen den Start ins Berufsleben ermöglichst. Doch die Entscheidung sollte nicht auf der Annahme beruhen, dass Auszubildende „günstige Arbeitskräfte“ sind. Eine Ausbildung erfordert Zeit, Geduld und die Bereitschaft, in die Zukunft zu investieren.
Die duale Ausbildung in Deutschland ist durch eine Vielzahl von Gesetzen und Verordnungen geregelt, die du als Ausbildungsbetrieb einhalten musst. Diese gesetzlichen Rahmenbedingungen sorgen dafür, dass die Ausbildung qualitativ hochwertig und im Sinne der Auszubildenden gestaltet wird.
Das zentrale Gesetz für die Berufsausbildung in Deutschland ist das Berufsbildungsgesetz (BBiG). Es regelt die wesentlichen Rahmenbedingungen für Ausbildungsverträge, Prüfungen sowie die Rechte und Pflichten der Auszubildenden und der Ausbildungsbetriebe. Für handwerkliche Berufe ist zusätzlich die Handwerksordnung (HwO) relevant, die spezielle Regelungen für die Ausbildung in Handwerksberufen enthält und festlegt, welche Qualifikationen ein Ausbilder im Handwerk haben muss.
Besondere Aufmerksamkeit solltest du auch dem Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG) schenken. Dieses Gesetz schützt jugendliche Auszubildende unter 18 Jahren, indem es ihre Arbeitszeiten, Pausen sowie Beschäftigungsverbote bei gefährlichen Tätigkeiten regelt. Darüber hinaus sorgt das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) dafür, dass die Arbeitssicherheit in Betrieben gewährleistet ist. Als Ausbildungsbetrieb bist du verpflichtet, für sichere Arbeitsbedingungen zu sorgen und die Gesundheit deiner Auszubildenden zu schützen.
Je nach Ausbildungsberuf bist du verpflichtet, dich an die zuständige Berufskammer zu wenden. Diese Kammern überwachen die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben und unterstützen dich bei der Durchführung der Ausbildung.
Für kaufmännische und viele technische Berufe ist die Industrie- und Handelskammer (IHK) zuständig. Sie bietet umfangreiche Unterstützung bei der Ausbildungsplanung und der Prüfungsvorbereitung. Die Handwerkskammer (HWK) ist für handwerkliche Berufe verantwortlich und stellt sicher, dass die Ausbildung den hohen handwerklichen Standards entspricht. Im medizinischen Bereich ist die Ärztekammer zuständig, während die Apothekerkammer für Berufe im pharmazeutischen Bereich verantwortlich ist. Für die Ausbildung von Rechtsanwaltsfachangestellten übernimmt die Rechtsanwaltskammer die Zuständigkeit, und die Steuerberaterkammer kümmert sich um die Ausbildung von Steuerfachangestellten. Je nach Ausbildungsberuf bist du verpflichtet, dich an die zuständige Berufskammer zu wenden. Diese Kammern überwachen die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben und unterstützen dich bei der Durchführung der Ausbildung.
Bevor du mit der Ausbildung beginnen kannst, musst du sicherstellen, dass sowohl dein Betrieb als auch der Ausbilder bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Der Ausbilder muss über eine abgeschlossene Berufsausbildung im jeweiligen Berufsfeld und mehrere Jahre Berufserfahrung verfügen. In vielen Fällen ist der sogenannte AEVO-Schein (Ausbildung der Ausbilder) erforderlich, der die pädagogische Eignung des Ausbilders nachweist.
Dein Betrieb selbst muss die notwendigen technischen und personellen Voraussetzungen erfüllen, um eine qualitativ hochwertige Ausbildung sicherzustellen. Dazu gehören geeignete Arbeitsplätze, Werkzeuge, Maschinen und Materialien, die den Ausbildungsinhalten entsprechen. Darüber hinaus muss die betriebliche Organisation so strukturiert sein, dass die Ausbildung nahtlos in den Betriebsablauf integriert werden kann und alle relevanten Ausbildungsinhalte vermittelt werden können.
Der Ausbilderschein dient als offizieller Nachweis, dass du in der Lage bist, Auszubildende fachlich und pädagogisch korrekt anzuleiten und zu betreuen. Die Ausbildereignungsprüfung (AEVO) wird von der Industrie- und Handelskammer (IHK) abgenommen und besteht aus einem schriftlichen und einem praktischen Teil. Die Prüfung stellt sicher, dass du sowohl die rechtlichen Grundlagen der Ausbildung als auch die pädagogischen und psychologischen Aspekte des Ausbildens beherrschst.
Um den Ausbilderschein zu erwerben, musst du dich bei deiner örtlichen Industrie- und Handelskammer (IHK) anmelden, da diese für die Durchführung der AEVO-Prüfung zuständig ist. Die IHK bietet regelmäßig Kurse und Prüfungen an, die dich auf die Ausbildereignungsprüfung vorbereiten. Du kannst dich auf den Websites der jeweiligen IHK über die spezifischen Voraussetzungen, Termine und Anmeldeverfahren informieren. Alternativ bieten auch Berufsschulen und private Weiterbildungsinstitute Vorbereitungskurse an, die dir das notwendige Wissen vermitteln und dich gezielt auf die Prüfung vorbereiten.
Die Kosten für den Ausbilderschein können variieren, abhängig davon, wo du ihn machst und welche zusätzlichen Vorbereitungskurse du in Anspruch nimmst. In der Regel fallen folgende Kosten an:
In einem Ausbilderschein-Lehrgang werden dir verschiedene Themenbereiche vermittelt, die alle Aspekte der Ausbildung abdecken. Dazu gehören unter anderem:
Die Dauer, um den Ausbilderschein zu erhalten, hängt von deiner individuellen Situation und dem gewählten Weg ab. Wenn du dich für die IHK-Prüfung entscheidest, solltest du mit einer Vorbereitungszeit von einigen Monaten rechnen, je nachdem, wie intensiv du dich vorbereiten möchtest. Die eigentliche Prüfung dauert in der Regel einen Tag, wobei sie aus einem schriftlichen und einem praktischen Teil besteht.
Um den Ausbilderschein zu erlangen, musst du bestimmte Nachweise erbringen. Dazu gehören:
Mit dem Ausbilderschein hast du das Recht, Auszubildende in deinem Betrieb auszubilden. Du bist berechtigt, den Ausbildungsplan zu erstellen und die Ausbildung zu leiten. Gleichzeitig gehst du aber auch Pflichten ein: Du musst sicherstellen, dass die Ausbildung den gesetzlichen Vorgaben entspricht und qualitativ hochwertig ist. Außerdem bist du verpflichtet, die Auszubildenden fair zu behandeln und ihnen eine angemessene Vergütung zu zahlen.
Um als Ausbildungsbetrieb anerkannt zu werden, musst du bestimmte Anträge stellen und dich bei der zuständigen Berufskammer registrieren. Dazu gehört der Antrag auf Anerkennung als Ausbildungsbetrieb, der bei der jeweiligen Kammer gestellt wird. Die Kammer prüft dann, ob dein Betrieb und der Ausbilder die notwendigen Voraussetzungen erfüllen. Außerdem muss jeder Ausbildungsvertrag vor Beginn der Ausbildung bei der zuständigen Kammer eingereicht und genehmigt werden, um rechtsgültig zu sein.
In vielen Fällen wird die Kammer auch eine Betriebsbesichtigung durchführen, um sicherzustellen, dass alle Voraussetzungen für eine ordnungsgemäße Ausbildung erfüllt sind.
Als Ausbildungsbetrieb hast du eine Vielzahl von Rechten und Pflichten. Du bist verpflichtet, einen Ausbildungsplan zu erstellen, der auf dem Ausbildungsrahmenplan basiert. Dieser Plan legt fest, wann und wie die verschiedenen Ausbildungsinhalte vermittelt werden. Darüber hinaus muss der Auszubildende einen schriftlichen oder elektronischen Ausbildungsnachweis führen, der regelmäßig von dir kontrolliert und unterschrieben wird. Auch die Pflicht zur Freistellung für den Besuch der Berufsschule und die Teilnahme an Prüfungen gehört zu deinen Aufgaben. Zudem bist du verpflichtet, eine angemessene Vergütung zu zahlen und die Auszubildenden in der Sozialversicherung anzumelden.
Eine erfolgreiche Ausbildung erfordert mehr als nur das Einhalten von Gesetzen und Vorschriften. Es ist wichtig, die Auszubildenden zu motivieren und ihre Stärken zu fördern. Offene Kommunikation ist essenziell, um Missverständnisse zu vermeiden und eine positive Lernatmosphäre zu schaffen. Regelmäßiges Feedback hilft den Auszubildenden, sich zu verbessern und ihre Leistung zu steigern.
Die Ausbildung bringt auch Herausforderungen mit sich, auf die du vorbereitet sein solltest. Konfliktmanagement ist ein wichtiger Aspekt, da Konflikte immer auftreten können, sei es zwischen Auszubildenden und Kollegen oder innerhalb des Ausbildungsteams. Ein gutes Konfliktmanagement hilft, solche Situationen zu entschärfen. Auch bei Leistungsproblemen ist es wichtig, frühzeitig Unterstützung anzubieten und gegebenenfalls Nachhilfemaßnahmen zu ergreifen.
Ein Ausbildungsbetrieb zu werden, erfordert eine sorgfältige Vorbereitung, ein tiefes Verständnis der rechtlichen Anforderungen und die Bereitschaft, in die Zukunft zu investieren. Es ist ein Weg, der sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich bringt. Mit der richtigen Planung, einer klaren Organisation und einem starken Engagement für die Ausbildung kannst du dazu beitragen, die nächste Generation von Fachkräften auszubilden und gleichzeitig die Zukunft deines Unternehmens zu sichern.