Ausbildungsbetrieb werden: Voraussetzungen, Herausforderungen und Pflichten im Überblick

Datum der Veröffentlichung: 24. August 2024

Der Ratgeber auf einen Blick



  • Gesetzliche Grundlagen klären
  • Zuständige Kammern identifizieren
  • Eignung des Betriebs sicherstellen
  • Anträge zur Anerkennung stellen
  • Ausbildungsplan und -vertrag erstellen
  • Rechte und Pflichten des Ausbilders beachten
  • Herausforderungen im Ausbildungsalltag meistern

Warum ein Ausbildungsbetrieb werden?


Das Ausbilden junger Menschen bringt zahlreiche Vorteile mit sich: Du sicherst dir qualifizierte Fachkräfte, die dein Unternehmen von Grund auf kennenlernen und die spezifischen Anforderungen deines Betriebs verstehen. Zudem leistest du einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft, indem du Jugendlichen den Start ins Berufsleben ermöglichst. Doch die Entscheidung sollte nicht auf der Annahme beruhen, dass Auszubildende „günstige Arbeitskräfte“ sind. Eine Ausbildung erfordert Zeit, Geduld und die Bereitschaft, in die Zukunft zu investieren.



Gesetzliche Grundlagen und rechtlicher Rahmen


Die duale Ausbildung in Deutschland ist durch eine Vielzahl von Gesetzen und Verordnungen geregelt, die du als Ausbildungsbetrieb einhalten musst. Diese gesetzlichen Rahmenbedingungen sorgen dafür, dass die Ausbildung qualitativ hochwertig und im Sinne der Auszubildenden gestaltet wird.


Das zentrale Gesetz für die Berufsausbildung in Deutschland ist das Berufsbildungsgesetz (BBiG). Es regelt die wesentlichen Rahmenbedingungen für Ausbildungsverträge, Prüfungen sowie die Rechte und Pflichten der Auszubildenden und der Ausbildungsbetriebe. Für handwerkliche Berufe ist zusätzlich die Handwerksordnung (HwO) relevant, die spezielle Regelungen für die Ausbildung in Handwerksberufen enthält und festlegt, welche Qualifikationen ein Ausbilder im Handwerk haben muss.


Besondere Aufmerksamkeit solltest du auch dem Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG) schenken. Dieses Gesetz schützt jugendliche Auszubildende unter 18 Jahren, indem es ihre Arbeitszeiten, Pausen sowie Beschäftigungsverbote bei gefährlichen Tätigkeiten regelt. Darüber hinaus sorgt das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) dafür, dass die Arbeitssicherheit in Betrieben gewährleistet ist. Als Ausbildungsbetrieb bist du verpflichtet, für sichere Arbeitsbedingungen zu sorgen und die Gesundheit deiner Auszubildenden zu schützen.



Zuständige Berufskammern und Organisationen


Je nach Ausbildungsberuf bist du verpflichtet, dich an die zuständige Berufskammer zu wenden. Diese Kammern überwachen die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben und unterstützen dich bei der Durchführung der Ausbildung.


Für kaufmännische und viele technische Berufe ist die Industrie- und Handelskammer (IHK) zuständig. Sie bietet umfangreiche Unterstützung bei der Ausbildungsplanung und der Prüfungsvorbereitung. Die Handwerkskammer (HWK) ist für handwerkliche Berufe verantwortlich und stellt sicher, dass die Ausbildung den hohen handwerklichen Standards entspricht. Im medizinischen Bereich ist die Ärztekammer zuständig, während die Apothekerkammer für Berufe im pharmazeutischen Bereich verantwortlich ist. Für die Ausbildung von Rechtsanwaltsfachangestellten übernimmt die Rechtsanwaltskammer die Zuständigkeit, und die Steuerberaterkammer kümmert sich um die Ausbildung von Steuerfachangestellten. Je nach Ausbildungsberuf bist du verpflichtet, dich an die zuständige Berufskammer zu wenden. Diese Kammern überwachen die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben und unterstützen dich bei der Durchführung der Ausbildung.



Voraussetzungen für die Ausbildung


Bevor du mit der Ausbildung beginnen kannst, musst du sicherstellen, dass sowohl dein Betrieb als auch der Ausbilder bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Der Ausbilder muss über eine abgeschlossene Berufsausbildung im jeweiligen Berufsfeld und mehrere Jahre Berufserfahrung verfügen. In vielen Fällen ist der sogenannte AEVO-Schein (Ausbildung der Ausbilder) erforderlich, der die pädagogische Eignung des Ausbilders nachweist.


Dein Betrieb selbst muss die notwendigen technischen und personellen Voraussetzungen erfüllen, um eine qualitativ hochwertige Ausbildung sicherzustellen. Dazu gehören geeignete Arbeitsplätze, Werkzeuge, Maschinen und Materialien, die den Ausbildungsinhalten entsprechen. Darüber hinaus muss die betriebliche Organisation so strukturiert sein, dass die Ausbildung nahtlos in den Betriebsablauf integriert werden kann und alle relevanten Ausbildungsinhalte vermittelt werden können.



Was ist der Ausbilderschein?


Der Ausbilderschein dient als offizieller Nachweis, dass du in der Lage bist, Auszubildende fachlich und pädagogisch korrekt anzuleiten und zu betreuen. Die Ausbildereignungsprüfung (AEVO) wird von der Industrie- und Handelskammer (IHK) abgenommen und besteht aus einem schriftlichen und einem praktischen Teil. Die Prüfung stellt sicher, dass du sowohl die rechtlichen Grundlagen der Ausbildung als auch die pädagogischen und psychologischen Aspekte des Ausbildens beherrschst.



Wo kann man den Ausbilderschein beantragen?


Um den Ausbilderschein zu erwerben, musst du dich bei deiner örtlichen Industrie- und Handelskammer (IHK) anmelden, da diese für die Durchführung der AEVO-Prüfung zuständig ist. Die IHK bietet regelmäßig Kurse und Prüfungen an, die dich auf die Ausbildereignungsprüfung vorbereiten. Du kannst dich auf den Websites der jeweiligen IHK über die spezifischen Voraussetzungen, Termine und Anmeldeverfahren informieren. Alternativ bieten auch Berufsschulen und private Weiterbildungsinstitute Vorbereitungskurse an, die dir das notwendige Wissen vermitteln und dich gezielt auf die Prüfung vorbereiten.



Welche Kosten fallen für den Ausbilderschein an?


Die Kosten für den Ausbilderschein können variieren, abhängig davon, wo du ihn machst und welche zusätzlichen Vorbereitungskurse du in Anspruch nimmst. In der Regel fallen folgende Kosten an:


  • Prüfungsgebühren: Die IHK erhebt für die Ausbildereignungsprüfung eine Gebühr, die je nach Region zwischen 100 und 250 Euro liegt.
  • Vorbereitungskurse: Diese sind optional, aber viele entscheiden sich dafür, um optimal auf die Prüfung vorbereitet zu sein. Die Kosten für solche Kurse können mehrere hundert Euro betragen, je nach Dauer und Anbieter.
  • Lehrmaterialien: Um sich vorzubereiten, sind eventuell zusätzliche Bücher oder Online-Ressourcen notwendig, die ebenfalls kostenpflichtig sind.



Welche Inhalte werden im Ausbilderschein-Lehrgang vermittelt?


In einem Ausbilderschein-Lehrgang werden dir verschiedene Themenbereiche vermittelt, die alle Aspekte der Ausbildung abdecken. Dazu gehören unter anderem:


  • Rechtliche Grundlagen der Ausbildung: Hier lernst du die relevanten Gesetze und Verordnungen kennen, die die Ausbildung regeln, wie das Berufsbildungsgesetz (BBiG) und das Jugendarbeitsschutzgesetz.
  • Planung und Vorbereitung der Ausbildung: Du erfährst, wie man einen Ausbildungsplan erstellt und wie man die Ausbildung optimal organisiert.
  • Methoden und Medien in der Ausbildung: Es werden verschiedene Lehrmethoden und -medien vorgestellt, die in der Praxis angewendet werden können.
  • Prüfungsvorbereitung und Durchführung: Hier lernst du, wie du Auszubildende auf ihre Prüfungen vorbereitest und wie du Prüfungen korrekt durchführst.



Wie lange dauert es, den Ausbilderschein zu erhalten?


Die Dauer, um den Ausbilderschein zu erhalten, hängt von deiner individuellen Situation und dem gewählten Weg ab. Wenn du dich für die IHK-Prüfung entscheidest, solltest du mit einer Vorbereitungszeit von einigen Monaten rechnen, je nachdem, wie intensiv du dich vorbereiten möchtest. Die eigentliche Prüfung dauert in der Regel einen Tag, wobei sie aus einem schriftlichen und einem praktischen Teil besteht.



Welche Nachweise müssen zur Erlangung des Ausbilderscheins erbracht werden?


Um den Ausbilderschein zu erlangen, musst du bestimmte Nachweise erbringen. Dazu gehören:


  • Fachliche Qualifikation: Nachweis über eine abgeschlossene Berufsausbildung in dem Bereich, in dem du ausbilden möchtest, sowie Berufserfahrung.
  • Pädagogische Eignung: Der AEVO-Lehrgang und die damit verbundene Prüfung belegen deine pädagogische Eignung.
  • Berufserfahrung: In vielen Fällen wird eine gewisse Berufserfahrung im relevanten Bereich vorausgesetzt.



Rechte und Pflichten mit dem Ausbilderschein


Mit dem Ausbilderschein hast du das Recht, Auszubildende in deinem Betrieb auszubilden. Du bist berechtigt, den Ausbildungsplan zu erstellen und die Ausbildung zu leiten. Gleichzeitig gehst du aber auch Pflichten ein: Du musst sicherstellen, dass die Ausbildung den gesetzlichen Vorgaben entspricht und qualitativ hochwertig ist. Außerdem bist du verpflichtet, die Auszubildenden fair zu behandeln und ihnen eine angemessene Vergütung zu zahlen.



Anträge und Zulassungsverfahren


Um als Ausbildungsbetrieb anerkannt zu werden, musst du bestimmte Anträge stellen und dich bei der zuständigen Berufskammer registrieren. Dazu gehört der Antrag auf Anerkennung als Ausbildungsbetrieb, der bei der jeweiligen Kammer gestellt wird. Die Kammer prüft dann, ob dein Betrieb und der Ausbilder die notwendigen Voraussetzungen erfüllen. Außerdem muss jeder Ausbildungsvertrag vor Beginn der Ausbildung bei der zuständigen Kammer eingereicht und genehmigt werden, um rechtsgültig zu sein.


In vielen Fällen wird die Kammer auch eine Betriebsbesichtigung durchführen, um sicherzustellen, dass alle Voraussetzungen für eine ordnungsgemäße Ausbildung erfüllt sind.



Rechte und Pflichten von Ausbildungsbetrieben


Als Ausbildungsbetrieb hast du eine Vielzahl von Rechten und Pflichten. Du bist verpflichtet, einen Ausbildungsplan zu erstellen, der auf dem Ausbildungsrahmenplan basiert. Dieser Plan legt fest, wann und wie die verschiedenen Ausbildungsinhalte vermittelt werden. Darüber hinaus muss der Auszubildende einen schriftlichen oder elektronischen Ausbildungsnachweis führen, der regelmäßig von dir kontrolliert und unterschrieben wird. Auch die Pflicht zur Freistellung für den Besuch der Berufsschule und die Teilnahme an Prüfungen gehört zu deinen Aufgaben. Zudem bist du verpflichtet, eine angemessene Vergütung zu zahlen und die Auszubildenden in der Sozialversicherung anzumelden.



Praktische Tipps für den Ausbildungsalltag


Eine erfolgreiche Ausbildung erfordert mehr als nur das Einhalten von Gesetzen und Vorschriften. Es ist wichtig, die Auszubildenden zu motivieren und ihre Stärken zu fördern. Offene Kommunikation ist essenziell, um Missverständnisse zu vermeiden und eine positive Lernatmosphäre zu schaffen. Regelmäßiges Feedback hilft den Auszubildenden, sich zu verbessern und ihre Leistung zu steigern.



Herausforderungen und wie man sie meistert



Die Ausbildung bringt auch Herausforderungen mit sich, auf die du vorbereitet sein solltest. Konfliktmanagement ist ein wichtiger Aspekt, da Konflikte immer auftreten können, sei es zwischen Auszubildenden und Kollegen oder innerhalb des Ausbildungsteams. Ein gutes Konfliktmanagement hilft, solche Situationen zu entschärfen. Auch bei Leistungsproblemen ist es wichtig, frühzeitig Unterstützung anzubieten und gegebenenfalls Nachhilfemaßnahmen zu ergreifen.


Aktuelle Themen

11. April 2025
CDU, CSU und SPD haben sich auf einen ambitionierten Kurs verständigt: Der Koalitionsvertrag 2025 setzt klare Prioritäten – wirtschaftliche Erneuerung, technologieoffener Klimaschutz, eine modernisierte Bundeswehr, ein digitaler Staat und gezielte Entlastungen für Familien, Arbeitnehmende und Rentner. Neben einer neuen Gründerfreundlichkeit und einem massiven Ausbau der Energie- und Wasserstoffinfrastruktur verspricht das Bündnis auch Fortschritte bei der Wohnraumschaffung, der Rentensicherheit, dem Bürokratieabbau und der frühkindlichen Bildung. Der Sozialstaat wird reformiert, Asylverfahren beschleunigt, und die Verwaltungsmodernisierung auf allen Ebenen angepackt. Zugleich bleibt die Handschrift einer stabilitätsorientierten Haushaltspolitik mit Schuldenbremse erkennbar. Verbraucher können sich auf verbesserte Verbraucherrechte im digitalen Raum, fairere Steuersätze und mehr Transparenz bei Lebensmitteln und Dienstleistungen einstellen. Die größten Investitionen werden in Verteidigung, Klima, Infrastruktur und Bildung fließen – vergleichsweise gering bleibt der Aufwand bei Justiz, Kultur und Ehrenamt. Wer alle Inhalte im Detail, aber in leicht verständlicher Sprache nachlesen möchte, findet unsere vollständige Zusammenfassung zum Download hier:
7. April 2025
In Deutschland sind zahlreiche Studiengänge, insbesondere im Bereich der Medizin, durch einen Numerus Clausus (NC) zulassungsbeschränkt. Dies führt dazu, dass viele Bewerber trotz Hochschulreife keinen Studienplatz erhalten. Einige von ihnen entscheiden sich daher, ihren Studienplatz auf dem Rechtsweg einzuklagen. Solche Studienplatzklagen haben in der Vergangenheit sowohl Erfolge als auch Misserfolge verzeichnet. Grundlagen der Studienplatzklage Eine Studienplatzklage basiert auf der Annahme, dass Hochschulen ihre Ausbildungskapazitäten nicht vollständig ausschöpfen und somit zusätzliche Studienplätze verfügbar sind. Durch eine sogenannte Kapazitätsklage wird geprüft, ob die Universität tatsächlich alle verfügbaren Plätze vergeben hat. Ist dies nicht der Fall, kann das Verwaltungsgericht die Hochschule verpflichten, weitere Bewerber zuzulassen. Aktuelle Fallbeispiele erfolgreicher Studienplatzklagen In den letzten Jahren gab es mehrere bemerkenswerte Fälle, in denen Studienplatzklagen erfolgreich waren: Medizinische Hochschule Hannover (MHH) : Im Jahr 2020 wurde ein Student im sechsten Fachsemester Humanmedizin an der MHH durch eine erfolgreiche Studienplatzklage zugelassen. Das Verwaltungsgericht Hannover stellte fest, dass die Universität ihre Aufnahmekapazität falsch berechnet hatte, wodurch zusätzliche Studienplätze verfügbar wurden. Quelle Universität Jena : Zum Wintersemester 2020/2021 einigte sich die Universität Jena in einem gerichtlichen Vergleich darauf, acht weitere Studienbewerber im ersten Fachsemester Medizin aufzunehmen. Dies geschah, nachdem festgestellt wurde, dass die Universität ihre Kapazitäten nicht vollständig ausgeschöpft hatte. Quelle Universität des Saarlandes : Ebenfalls im Wintersemester 2020/2021 verpflichtete sich die Universität des Saarlandes, vier zuvor abgelehnte Studienbewerber im fünften Fachsemester Medizin (klinischer Abschnitt) aufzunehmen. Diese Einigung resultierte aus einer erfolgreichen Studienplatzklage. Quelle Bedeutung der Kapazitätsberechnung Diese Fälle unterstreichen die Bedeutung einer korrekten Kapazitätsberechnung durch die Hochschulen. Fehlerhafte Berechnungen können dazu führen, dass Studienplätze ungenutzt bleiben, obwohl eine hohe Nachfrage besteht. Studienplatzklagen dienen in solchen Fällen dazu, die tatsächlichen Kapazitäten offenzulegen und sicherzustellen, dass alle verfügbaren Studienplätze vergeben werden. Unser Fazit Die Studienplatzklage bleibt ein wichtiges Instrument für Bewerber, die trotz formaler Qualifikation keinen Studienplatz erhalten haben. Erfolgreiche Klagen zeigen, dass Hochschulen ihre Kapazitäten nicht immer vollständig ausschöpfen und dass der Rechtsweg eine Möglichkeit bietet, dennoch einen Studienplatz zu erlangen. Bewerber sollten jedoch beachten, dass solche Verfahren komplex sind und eine sorgfältige rechtliche Beratung erfordern.
7. April 2025
In den letzten Jahren haben mehrere Gerichtsentscheidungen die Rechte von Verkehrsteilnehmern im Zusammenhang mit Geschwindigkeitsmessungen gestärkt. Zentral dabei ist die Frage, ob und inwieweit Betroffene Zugang zu den vollständigen Messdaten erhalten müssen, um die Genauigkeit der erhobenen Geschwindigkeitswerte überprüfen zu können.​ Hintergrund: Standardisierte Messverfahren und ihre Beweisführung Bei Geschwindigkeitskontrollen kommen häufig sogenannte standardisierte Messverfahren zum Einsatz. Diese zeichnen sich durch normierte Abläufe und zugelassene Messgeräte aus, bei denen unter gleichen Bedingungen gleiche Ergebnisse erwartet werden. Gerichte gehen in solchen Fällen oft von der Richtigkeit der Messergebnisse aus, sofern keine konkreten Anhaltspunkte für Messfehler vorliegen. Für Betroffene bedeutet dies, dass sie im Falle eines Einspruchs gegen einen Bußgeldbescheid darlegen müssen, warum die Messung fehlerhaft sein könnte. Hierfür ist der Zugang zu den vollständigen Messdaten essenziell. Recht auf Einsicht in Messdaten Das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) hat in einem Beschluss vom 12. November 2020 betont, dass Betroffene in Ordnungswidrigkeitenverfahren grundsätzlich ein Recht auf Zugang zu den bei der Bußgeldbehörde vorhandenen, aber nicht zur Akte genommenen Informationen haben. Dies umfasst insbesondere die Rohmessdaten der Geschwindigkeitsmessung. Das Gericht führte aus, dass das Recht auf ein faires Verfahren es erfordert, dem Betroffenen die Möglichkeit zu geben, die gegen ihn erhobenen Vorwürfe umfassend zu überprüfen. Ohne Zugang zu den vollständigen Messdaten sei eine effektive Verteidigung kaum möglich. Weitere gerichtliche Entscheidungen Auch andere Gerichte haben sich mit der Thematik befasst:​ Verfassungsgerichtshof Baden-Württemberg : In einem Urteil vom Januar 2023 entschied der Verfassungsgerichtshof Baden-Württemberg, dass Betroffenen Zugang zu den Wartungs- und Reparaturunterlagen des verwendeten Messgeräts gewährt werden muss. Die Verweigerung dieser Einsicht stelle einen Verstoß gegen den Grundsatz des fairen Verfahrens dar. ​ Amtsgericht Koblenz : Das Amtsgericht Koblenz entschied, dass Betroffene das Recht haben, bestimmte Messdaten und -unterlagen einzusehen, um eine ordnungsgemäße Verteidigung sicherzustellen. Dies basiert auf dem Grundsatz des fairen Verfahrens, der sowohl im Strafprozessrecht als auch im Bußgeldrecht gilt. Bedeutung für Betroffene Diese Entscheidungen unterstreichen die Bedeutung der Transparenz bei Geschwindigkeitsmessungen. Für Betroffene bedeutet dies, dass sie im Falle eines Bußgeldverfahrens das Recht haben, die vollständigen Messdaten einzusehen, um die Messung auf mögliche Fehler überprüfen zu können. Dies stärkt die Verteidigungsrechte und trägt zu einem fairen Verfahren bei.​ Unser Fazit Die aktuelle Rechtsprechung betont die Notwendigkeit der Transparenz und des Zugangs zu vollständigen Messdaten bei Geschwindigkeitskontrollen. Betroffene sollten sich dieser Rechte bewusst sein und im Falle von Zweifeln an der Messgenauigkeit entsprechende Einsicht in die Messunterlagen verlangen.