Publikation

Eckpunktepapier: "Re-Made" im Siegel-Dschungel

Einleitung


Die Verbraucher in Deutschland sehen sich mit einer überwältigenden Flut an Siegeln, Zertifizierungen und Labels konfrontiert, die ihnen die Auswahl von Produkten erleichtern sollen. Doch anstatt Klarheit zu schaffen, führt diese Vielzahl an Kennzeichnungen zu Verwirrung und Misstrauen. Viele Verbraucher können die Bedeutung der verschiedenen Siegel nicht einordnen, was die Kaufentscheidung erschwert und das Vertrauen in die Kennzeichnungssysteme untergräbt. Besonders der Nutri-Score, ein eigentlich hilfreiches Instrument zur schnellen Einschätzung der Nährwertqualität von Lebensmitteln, ist vielen Verbrauchern unbekannt oder unklar. Diesem Problem muss mit einem klaren und vereinheitlichten System begegnet werden, das leicht verständlich und visuell ansprechend ist. Ein "Re-Made in Germany" im Bereich der Verbraucherinformation ist dringend notwendig.



A. Problemstellung


Die Vielfalt an Siegeln und Zertifizierungen auf dem deutschen Markt hat ein Ausmaß erreicht, das für den Durchschnittsverbraucher kaum noch zu überblicken ist. Ob es sich um Bio-Siegel, Fairtrade-Zertifikate, regionale Herkunftskennzeichnungen oder Nachhaltigkeitssiegel handelt – die Unterschiede und Kriterien sind oft undurchsichtig und schwer nachvollziehbar. Dies führt zu mehreren grundlegenden Problemen:


Viele Verbraucher sind verwirrt und misstrauisch gegenüber der Vielzahl an verschiedenen Siegeln. Sie können oft nicht unterscheiden, welche Siegel vertrauenswürdig sind und welche nicht. Diese Unsicherheit führt dazu, dass viele Verbraucher den Siegeln generell misstrauen und sich bei ihrer Kaufentscheidung nicht darauf verlassen.


Ein weiteres Problem ist die Unklarheit der Kriterien. Viele Siegel und Zertifizierungen haben komplexe und oft intransparente Kriterien. Verbraucher wissen nicht, welche Standards hinter einem bestimmten Siegel stehen und welche Bedeutung die verschiedenen Zertifizierungen tatsächlich haben. Dies gilt insbesondere für den Nutri-Score, dessen Bewertungssystem und die dahinterliegenden Nährwertkriterien den meisten Verbrauchern unbekannt sind.


Auch die mangelnde Aufklärung in den Geschäften trägt zur Verwirrung bei. In vielen Discountern und Supermärkten fehlen klare Informationen zu den verschiedenen Siegeln. Wenn überhaupt Informationen vorhanden sind, so sind diese oft unscheinbar platziert und animieren die Verbraucher nicht dazu, sich eingehender zu informieren. Dies führt dazu, dass viele Verbraucher die Siegel und deren Bedeutung ignorieren und sich bei ihrer Kaufentscheidung nicht darauf verlassen.



B. Zielsetzung


Die Hauptziele dieses Positionspapiers sind die Reduktion der Vielzahl an Siegeln und Zertifizierungen sowie die Schaffung klarer, verständlicher und visuell ansprechender Kennzeichnungen. Ein einheitliches System soll entwickelt werden, das Verbrauchern eine schnelle und einfache Orientierung bietet. Dies umfasst die folgenden Kernziele:


Erstens soll die Anzahl der Siegel und Zertifizierungen reduziert werden. Durch die Zusammenführung und Vereinheitlichung bestehender Siegel können Redundanzen vermieden und die Übersichtlichkeit verbessert werden. Ein einheitliches System mit wenigen, aber aussagekräftigen Kennzeichnungen soll entwickelt werden.


Zweitens müssen die Kriterien der verbleibenden Siegel klar und transparent kommuniziert werden. Verbraucher sollen auf einen Blick erkennen können, welche Standards ein bestimmtes Siegel erfüllt. Dies erfordert eine klare Definition und Kommunikation der Kriterien, die den einzelnen Siegeln zugrunde liegen.


Drittens sollen die visuellen Effekte der Siegel verbessert werden. Ein einfaches und ansprechendes Design kann dazu beitragen, dass Verbraucher die Siegel schneller erkennen und deren Bedeutung leichter verstehen. Dies kann durch den Einsatz von Farben, Symbolen und Piktogrammen erreicht werden.


Viertens muss die Aufklärung der Verbraucher in den Geschäften verbessert werden. Klare und gut sichtbare Informationen zu den verschiedenen Siegeln sollen in den Verkaufsräumen bereitgestellt werden. Dies kann durch Informationsstände, Plakate oder digitale Displays und QR-Codes erreicht werden. Verbraucher sollen dazu animiert werden, sich über die Bedeutung der Siegel zu informieren und diese bei ihrer Kaufentscheidung zu berücksichtigen.


Zur Sicherstellung der Glaubwürdigkeit und des Verbraucherschutzes schlagen wir mithin vor, dass die Vergabe von Siegeln und Zertifikaten streng reguliert wird. Jede Institution, die ein Siegel oder Zertifikat anbieten möchte, muss einen Prüfprozess von einer unabhängigen Stelle durchlaufen. Dieser Prozess sollte sicherstellen, dass die Überprüfung und Vergabe dieser Kennzeichnungen auf verbraucherschützenden Kriterien beruhen, die in sich schlüssig und frei von wirtschaftlichen Anreizen sind.


Ein einmal vergebenes Siegel (wie an Lebensmittelhersteller) muss mithinin regelmäßigen Abständen, evtl. durch die Institution, die das Siegel vergibt, kontrolliert werden. 


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Aktuelle Themen

von Aktuelles 24 Aug., 2024
Die Digitalisierung des Bildungssystems in Deutschland ist ein zentrales Anliegen der Bundesregierung. Trotz zahlreicher Initiativen und erheblicher Investitionen ist der Fortschritt jedoch weiterhin schleppend. In diesem Artikel beleuchten wir den aktuellen Stand der Digitalisierung in den Bereichen schulische Bildung, universitäre Bildung, frühkindliche Bildung und Erwachsenenbildung sowie die zentralen Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Digitalisierung in der schulischen Bildung Die schulische Bildung in Deutschland steht vor großen Herausforderungen in der Digitalisierung. Obwohl der Bund bereits im Rahmen des "DigitalPakts Schule" 6,5 Milliarden Euro bereitgestellt hat, um Schulen mit digitaler Infrastruktur auszustatten, gibt es weiterhin signifikante Defizite. Besonders besorgniserregend ist, dass der DigitalPakt 2024 ausläuft und bisher keine Anschlussfinanzierung gesichert ist. Dies könnte die laufenden Bemühungen ins Stocken bringen und die dringend benötigte Weiterentwicklung behindern. Ein weiteres großes Problem ist die unzureichende Umsetzung vieler Projekte. Von den zahlreichen digitalpolitischen Vorhaben der Bundesregierung wurden bisher nur wenige erfolgreich abgeschlossen. Schulen kämpfen zudem mit einem Fachkräftemangel in der IT-Administration und Lehrkräfte fehlen oft die nötigen digitalen Kompetenzen​. Universitäre Bildung und Forschung In der universitären Bildung zeigt sich ein differenziertes Bild. Während die Pandemie als Katalysator für die Einführung digitaler Lehrformate fungierte, fehlt es vielen Hochschulen an einer langfristigen Strategie zur Integration digitaler Angebote. Die Bundesforschungsministerin hat den Aufbau einer nationalen Bildungsplattform angekündigt, die bis 2025 umgesetzt werden soll. Diese Plattform soll bestehende und neue digitale Bildungsangebote bündeln und für eine breite Öffentlichkeit zugänglich machen. Der Startschuss für die ersten Förderungen ist bereits gefallen, allerdings bleibt abzuwarten, ob die gesteckten Ziele in diesem Zeitrahmen erreicht werden können​. Frühkindliche Bildung In der frühkindlichen Bildung sind digitale Bildungsangebote bisher nur spärlich vertreten. Hier mangelt es vor allem an flächendeckenden Konzepten und einer passenden Infrastruktur. Der Fokus liegt derzeit eher auf der Einführung digitaler Werkzeuge in Grundschulen, während der frühkindliche Bereich noch weitgehend analog bleibt. Eine der zentralen Herausforderungen ist die Entwicklung geeigneter Inhalte und Methoden, die das spielerische Lernen im digitalen Raum fördern, ohne den sozialen und emotionalen Bildungsaspekt zu vernachlässigen. Erwachsenenbildung und berufliche Weiterbildung Die Digitalisierung in der Erwachsenenbildung hat insbesondere durch die Corona-Pandemie einen Schub erhalten. Zahlreiche Weiterbildungsangebote wurden digitalisiert und können mittlerweile ortsunabhängig genutzt werden. Dies ist besonders für berufstätige Erwachsene von Vorteil, die sich neben ihrem Job weiterqualifizieren möchten. Trotz dieser Fortschritte gibt es auch hier Herausforderungen, insbesondere im Bereich der digitalen Infrastrukturen und der Schulung von Lehrkräften.
von Aktuelles 08 Jan., 2024
Sicherheit zuerst Wenn du von einem Hochwasser betroffen bist, ist deine Sicherheit das Wichtigste. Bevor du das überflutete Gebiet betrittst, stelle sicher, dass es sicher ist. Überprüfe auf sichtbare strukturelle Schäden, die ein Risiko darstellen könnten. Ein weiterer wichtiger Schritt ist das Abschalten des Stroms, um elektrische Gefahren zu vermeiden. Auch wenn es dringend erscheint, wieder in dein Zuhause oder Geschäft zurückzukehren, ist es entscheidend, zuerst die Sicherheit zu gewährleisten. 
von Aktuelles 07 Jan., 2024
Die Einführung der Abhilfeklage in Deutschland hat die Rechtsdurchsetzung für Verbraucher erheblich vereinfacht. Dank dieser neuen Regelung können Verbraucherzentralen jetzt Ansprüche von mehreren Verbrauchern gegen ein Unternehmen gebündelt durchsetzen. Dies ist besonders nützlich, wenn viele Personen von derselben unfairen Geschäftspraxis betroffen sind.  Stell dir vor, ein Unternehmen hat viele Kunden durch irreführende Werbung oder unfaire Vertragsbedingungen geschädigt. Anstatt dass jeder einzelne Kunde den Rechtsweg beschreiten muss, ermöglicht die Abhilfeklage nun eine kollektive Klageführung. Dies spart Zeit, Geld und Ressourcen und erhöht die Chancen auf ein erfolgreiches rechtliches Vorgehen. Um von einer Abhilfeklage zu profitieren, solltest du dich bei Verdacht auf eine unfaire Behandlung an eine Verbraucherzentrale wenden. Diese prüfen den Fall und können, falls nötig, eine Sammelklage im Namen aller betroffenen Verbraucher einreichen.
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