Der Gartenbau ist eine der stillen, oft unterschätzten Schlüsselbranchen unserer Wirtschaft. Er beeinflusst nicht nur, was auf unseren Tellern landet, sondern auch unser Klima, die Biodiversität und die nachhaltige Nutzung unserer Ressourcen. Dennoch wird er in politischen und wirtschaftlichen Debatten oft vernachlässigt. Das soll sich nun ändern – mit der Gründung des Nachhaltigkeitsrats für den Deutschen Gartenbau durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).
Der Präsident der
Bundesverbraucherhilfe hatte gemeinsam mit
Frederick Hesse aus dem BVH-Finanzausschuss die Gelegenheit, an der Gründungsveranstaltung dieses wichtigen Gremiums teilzunehmen. Unsere Teilnahme war aus einem einfachen Grund entscheidend:
Nachhaltigkeit ist kein isoliertes Thema für Fachleute, sondern eine Frage, die direkt Verbraucherinnen und Verbraucher betrifft.
Der Gartenbau ist für Verbraucher weit mehr als eine Randnotiz. Er steht im Zentrum wesentlicher Fragen:
Unsere Aufgabe in diesem neuen Gremium ist es, Brücken zu bauen – zwischen Politik, Wirtschaft und Verbrauchern. Denn ohne Verbraucherakzeptanz bleibt Nachhaltigkeit ein Wunschdenken. Ein Bewertungssystem für nachhaltigen Gartenbau muss nicht nur wissenschaftlich fundiert sein, sondern auch verständlich, praxistauglich und für Verbraucher umsetzbar.
Die Bundesverbraucherhilfe hat klare Erwartungen an ein effektives Nachhaltigkeitsbewertungssystem:
Nachhaltigkeit darf kein undurchschaubares Konzept bleiben. Verbraucher müssen klar erkennen können, welche Gartenbauprodukte tatsächlich nachhaltig sind. Dafür braucht es ein übersichtliches, verlässliches und nachvollziehbares Bewertungssystem.
Nachhaltigkeit darf kein Luxus sein. Verbraucher sollten nicht vor die Wahl gestellt werden, ob sie sich Nachhaltigkeit leisten können oder nicht. Der Nachhaltigkeitsrat muss Lösungen entwickeln, die ökologisches Wirtschaften fördern, ohne Verbraucher finanziell zu belasten.
Zahlreiche Nachhaltigkeitslabels überfluten den Markt – viele sind nicht mehr als Marketinginstrumente. Verbraucher brauchen einheitliche, glaubwürdige Kriterien, die durch unabhängige Prüfstellen kontrolliert werden.
Die Digitalisierung bietet große Chancen für mehr Transparenz im Gartenbau. Moderne Technologien wie Blockchain könnten genutzt werden, um Lieferketten für Verbraucher nachvollziehbar zu machen.
Gartenbau verbindet viele gesellschaftliche und wirtschaftliche Interessen:
Landwirtschaft und Klimaschutz – Nachhaltiger Gartenbau kann zur CO₂-Reduktion und Biodiversität beitragen.
Wirtschaft und Verbraucher – Unternehmen müssen wirtschaftlich arbeiten, Verbraucher benötigen transparente, faire Preise.
Politik und Praxis – Regulierungen müssen sinnvoll sein, um Wirkung zu entfalten, ohne Unternehmen zu überfordern.
Die Bundesverbraucherhilfe versteht sich als Brückenbauer zwischen diesen Interessen. Wir reichen der Wirtschaft die Hand, aber nehmen aus Verbrauchersicht klare Positionen ein. Es geht nicht darum, Verbote auszusprechen, sondern intelligente Anreize zu setzen, um nachhaltiges Wirtschaften und Verbraucherinteressen in Einklang zu bringen.