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Bessere Orientierung im Supermarkt: Ein Nutri-Score, der wirklich nützt


Datum der Veröffentlichung: 23. Oktober 2024


Seit 2020 dient der Nutri-Score als Entscheidungshilfe für Verbraucher, um beim Einkaufen auf einen Blick zwischen gesünderen und ungesünderen Lebensmitteln unterscheiden zu können. Mit dem kombinierten Farb- und Buchstaben-Schema auf den Verpackungen wird die Nährstoffqualität eines Produkts im Vergleich zu ähnlichen Produkten bewertet – von A/grün (eher gut) bis E/rot (eher schlecht).


Aus Sicht der Bundesverbraucherhilfe ist der Nutri-Score eine gute Idee, die bislang aber noch nicht optimal umgesetzt wurde. Eine aktuelle Umfrage unter unseren Mitgliedern legt vor allem drei Probleme offen:


  • Beliebigkeit: Die Mehrheit unserer Mitglieder sieht es kritisch, dass die Hersteller selbst entscheiden dürfen, ob sie den Nutri-Score einsetzen oder nicht.


  • Mangelndes Verständnis: Rund ein Drittel der Befragten versteht nicht oder nur teilweise, wie der Nutri-Score berechnet wird.


  • Fehlende Wirksamkeit: Für rund die Hälfte aller Befragten spielt der Nutri-Score bei der Kaufentscheidung keine Rolle. In erster Linie liegt das daran, dass sie von der Aussagekraft der Lebensmittelkennzeichnung nicht überzeugt sind.


Das Ziel der Bundesverbraucherhilfe ist es, den Nutri-Score zu reformieren, um Verbrauchern echte Orientierung im Supermarkt zu bieten. Durch eine verbindliche, transparente und effektive Kennzeichnung ließe sich die Gesundheitskompetenz von Verbrauchern steigern, die Lebensmittelindustrie zur Herstellung gesünderer Produkte bewegen und der allgemeine Schutz vor ernährungsbedingten Krankheiten erhöhen. Das von uns erarbeitete Positionspapier enthält im Kern folgende Forderungen:


  • Verbesserter Nutri-Score auf alle Verpackungen! Aus Sicht der Bundesverbraucherhilfe sollte die Kennzeichnung verpflichtend sein und darüber hinaus verbessert werden, indem auch der Verarbeitungsgrad der Nahrung und die Verwendung von Zusatzstoffen als Bewertungskriterien berücksichtigt werden.


  • Nachvollziehbare Bewertung! In seiner jetzigen Form können Verbraucher nur rätseln, wie ein bestimmter Nutri-Score zustande gekommen ist. Für mehr Transparenz würden klare Standards sorgen, die “gute” und “schlechte” Inhaltsstoffe hervorheben und mit dem Gesamtergebnis in Beziehung setzen.


  • Strenge Kontrolle für verlässliche Angaben! Da ein guter Nutri-Score auch ein Verkaufsargument ist, muss sichergestellt sein, dass Verbraucher nicht getäuscht werden. Die Glaubwürdigkeit der Kennzeichnung könnte mittels Zertifizierung oder durch die Aufsicht einer unabhängigen Behörde sichergestellt werden.


  • Zusammen für einen besseren Nutri-Score! Von einer funktionierenden Lebensmittelkennzeichnung profitieren nicht nur Verbraucher, sondern auch die Hersteller. Denn: Ein guter Nutri-Score ist ein Wettbewerbsvorteil und fördert das Vertrauen in die Lebensmittelindustrie.


Werden diese Punkte umgesetzt, sieht die Bundesverbraucherhilfe im Nutri-Score das Potenzial, ein echter Gesundheits- und Wirtschaftsfaktor zu werden.


Lesen Sie hierzu gerne nachstehend das Positionspapier der Bundesverbraucherhilfe.

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