Pressemitteilung

Bundesverbraucherhilfe auf der Suche nach Ausschussmitgliedern: Wie Experten Verbraucherpolitik machen sollen


Datum der Veröffentlichung: 22. Mai 2024


Datum der Veröffentlichung: 22. Mai 2024


Das Präsidium der Bundesverbraucherhilfe hat 2024 die Vereinsarbeit von einer Zusammenarbeit mit externen Experten in Arbeitsgruppen zu einer vertraulichen Ausschussarbeit umgewandelt. Dazu braucht es noch Expertinnen und Experten, die sich in den Ausschüssen engagieren.


Die Ausschussmitglieder bringen ihre Expertise in Stellungnahmen, Entscheidungen und Positionen der Bundesverbraucherhilfe ein und agieren in enger Abstimmung mit dem Präsidium. Präsident Ricardo Dietl sagt: „Es braucht echte Macher, die uns unterstützen, die es ernst meinen und die langfristig am Ball bleiben.“ Es bringe niemanden etwas, Projekte im Deutschen Bundestag und bei anderen Spitzenverbänden anzustoßen und den Erfolg nicht abzuwarten.


Es gehe um die Zukunft der Verbraucherpolitik in Deutschland: „Wir sind auf einem guten Weg, als Verbraucher selbst Politik zu machen, überparteilich und unabhängig“, so Dietl. Wer die Ärmel hochkrempeln wolle, sei herzlich willkommen.


Das sind die Ausschüsse, für die ehrenamtliche Expertinnen und Experten gesucht werden:


1.1. Finanzen


Der Ausschuss konzentriert sich auf die Unterstützung und Durchsetzung des Verbraucherschutzes im finanziellen Sektor. Er umfasst die Überwachung der Finanzmarktregulierung, den Schutz der Verbraucher vor unsicheren Produkten durch das Zollwesen, die Bewertung steuerpolitischer Maßnahmen und die Beobachtung von EU-Regelungen mit Blick auf deren Auswirkungen auf den Verbraucherschutz. Zusätzlich betreut er die Förderung der finanziellen Bildung, die Bewertung von Finanzprodukten und -dienstleistungen, die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen sowie Forschung und Entwicklung zur Verbesserung des Verbraucherschutzes.


1.2. Wirtschaft


Der Ausschuss setzt sich für die Förderung eines fairen und transparenten Marktes ein, der die Interessen der Verbraucher schützt. Er überwacht und bewertet wirtschaftliche Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die Verbraucher, identifiziert Risiken und Chancen innerhalb des Marktgeschehens und fördert Initiativen, die zu einer Verbesserung der Verbraucherinformation und -bildung beitragen. Zudem setzt er sich für die Stärkung des fairen Wettbewerbs und gegen unlautere Geschäftspraktiken ein.


1.3. Recht


Der Ausschuss engagiert sich für die Wahrung und Weiterentwicklung der allgemeinen zivilen Verbraucherrechte. Er arbeitet an der Gestaltung, Überprüfung und Anpassung von Gesetzgebungen, um den Schutz der Verbraucher in rechtlichen Angelegenheiten zu gewährleisten. Dies umfasst unter anderem den Umgang mit Verbraucherbeschwerden, die Förderung des Zugangs zu rechtlicher Beratung und die Bekämpfung irreführender Werbung. Der Ausschuss strebt danach, das Bewusstsein und das Verständnis der Verbraucher für ihre Rechte zu stärken.


1.4. Energie, Klimaschutz und Umwelt


Der Ausschuss verfolgt das Ziel, die Interessen der Verbraucher im Bereich Energie, Klimaschutz und Umweltschutz zu vertreten. Er setzt sich für erschwingliche, nachhaltige und verlässliche Energieversorgung ein und fördert Maßnahmen zum Schutz der Umwelt und zur Bekämpfung des Klimawandels aus Verbraucherperspektive. Der Ausschuss arbeitet an der Aufklärung über energieeffizientes Verhalten, unterstützt die Verbreitung erneuerbarer Energien und beteiligt sich an der Entwicklung von Politiken, die eine nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen fördern.


1.5. Familie, Senioren, Frauen und Jugend


Der Ausschuss entwickelt Initiativen, um die Interessen von Familien, Senioren, Frauen und Jugendlichen im Verbraucherschutz zu vertreten. Er konzentriert sich auf Maßnahmen, die diesen Gruppen den Zugang zu gerechten, sicheren und erschwinglichen Produkten und Dienstleistungen erleichtern. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Schutz vor missbräuchlichen Geschäftspraktiken und der Förderung von Bildungsprogrammen in Verbraucherfragen.


1.6. Arbeit und Soziales


Dieser Ausschuss befasst sich mit den Auswirkungen von Arbeits- und Sozialpolitik auf Verbraucherbelange. Er setzt sich für faire Arbeitsbedingungen und Sozialleistungen ein, die einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität der Verbraucher haben. Dazu gehören Themen wie der Schutz vor prekärer Beschäftigung, die Sicherung von Mindestlöhnen und der Zugang zu sozialen Sicherungssystemen sowie einer bedarfsgerechten Rente.


1.7. Gesundheit und Pflege


Der Ausschuss konzentriert sich auf die fachpolitische Interessenvertretung im Gesundheits- und Pflegesektor. Der Ausschuss arbeitet eng mit Gesundheitsorganisationen, politischen Gremien und Fachkräften zusammen, um die Qualität der Gesundheitsversorgung und Pflegedienstleistungen zu verbessern. Er engagiert sich für die Förderung von Gesundheitsprävention, die Sicherstellung der Pflegequalität und die Unterstützung von Innovationen im Gesundheitswesen, um den Bedürfnissen einer alternden Gesellschaft gerecht zu werden.


1.8. Verkehr und Mobilität


Der Fokus dieses Ausschusses liegt auf der Sicherstellung von fairer, nachhaltiger und zugänglicher Mobilität für alle Verbraucher. Der Ausschuss arbeitet an Lösungen für eine umweltfreundliche und effiziente Verkehrspolitik, die den Bedürfnissen der Verbraucher entspricht. Er setzt sich für transparente Tarifstrukturen, die Verbesserung des öffentlichen Verkehrs und den Schutz der Verbraucherrechte im Mobilitätssektor ein.


1.9. Medien, Kultur und Heimat


Der Ausschuss setzt sich für die Förderung kultureller Vielfalt und den Erhalt kulturellen Erbes ein. Er konzentriert sich auf die Integration von Verbraucherinteressen in und im Umgang mit Medien und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk.


1.10. Immobilien, Bauwesen und Wohnraum


Der Ausschuss ist verantwortlich für die Vertretung und Förderung der Interessen im Bereich Immobilien, Bauwesen und Wohnraum. Er setzt sich für nachhaltige Baupraktiken, gerechte Raumordnungspolitiken und die Entwicklung von Wohnraum ein, die den Bedürfnissen der Gesellschaft gerecht werden.


1.11. Bildung und Entwicklung


Der Ausschuss ist fokussiert auf die Sicherstellung des Zugangs zu qualitativer Bildung und lebenslangem Lernen. Er arbeitet an der Entwicklung von Programmen, die Verbraucherbildung und -aufklärung fördern, um mündige und informierte Entscheidungen zu unterstützen.


1.12. Ernährung und Landwirtschaft


Dieser Ausschuss ist verantwortlich für die Vertretung der Interessen im Bereich Ernährung und Landwirtschaft. Der Ausschuss pflegt den Dialog mit Landwirtschaftsverbänden, politischen Entscheidungsträgern und Organisationen, um nachhaltige Landwirtschaftspraktiken, Lebensmittelsicherheit und -qualität sowie faire Handelsbedingungen zu fördern. Er setzt sich für die Stärkung der ländlichen Entwicklung und die Unterstützung von Kleinbauern ein, um eine nachhaltige und zukunftsfähige Ernährungswirtschaft zu gewährleisten.


1.13. Digitalisierung


Der Ausschuss ist beauftragt mit der Überwachung der digitalen Transformation und deren Auswirkungen auf Verbraucher. Er setzt sich für Datenschutz, Cybersicherheit und faire digitale Praktiken ein, um die Rechte und die Sicherheit der Verbraucher in der digitalen Welt zu gewährleisten.


Aktuelle Themen

von Aktuelles 13. Februar 2025
Der Gartenbau ist eine der stillen, oft unterschätzten Schlüsselbranchen unserer Wirtschaft. Er beeinflusst nicht nur, was auf unseren Tellern landet, sondern auch unser Klima, die Biodiversität und die nachhaltige Nutzung unserer Ressourcen. Dennoch wird er in politischen und wirtschaftlichen Debatten oft vernachlässigt. Das soll sich nun ändern – mit der Gründung des Nachhaltigkeitsrats für den Deutschen Gartenbau durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Der Präsident der Bundesverbraucherhilfe hatte gemeinsam mit Frederick Hesse aus dem BVH-Finanzausschuss die Gelegenheit, an der Gründungsveranstaltung dieses wichtigen Gremiums teilzunehmen. Unsere Teilnahme war aus einem einfachen Grund entscheidend: Nachhaltigkeit ist kein isoliertes Thema für Fachleute, sondern eine Frage, die direkt Verbraucherinnen und Verbraucher betrifft.
von Aktuelles 11. Februar 2025
Die Bundesverbraucherhilfe setzt einen Meilenstein im Verbraucherschutz: Wir gründen eine Rechtsschutzversicherung, die ihresgleichen sucht. Eine Versicherung, die keine leeren Versprechen macht, sondern echten Schutz bietet – fair, transparent, leistungsstark. Jahrzehntelang haben Verbraucher in Deutschland mit komplizierten Policen, undurchsichtigen Bedingungen und hohen Eigenbeteiligungen zu kämpfen gehabt. Das ändern wir jetzt. Denn der Markt ist nicht gerecht. Wer sich gegen ungerechtfertigte Forderungen wehren will, braucht eine starke Absicherung. Doch gerade jene, die Schutz am dringendsten benötigen, stehen oft vor unüberwindbaren Hürden. Teure Tarife, langwierige Verfahren, versteckte Ausschlüsse – das ist nicht Verbraucherschutz, sondern eine systematische Hürde für diejenigen, die ihr gutes Recht durchsetzen wollen. Die Bundesverbraucherhilfe hat in den letzten Jahren gezeigt, was möglich ist, wenn man Verbraucherschutz nicht nur predigt, sondern ihn mit einer klaren Strategie in die Praxis umsetzt. Wir haben Reformvorschläge eingebracht, Unternehmen zu faireren Geschäftspraktiken bewegt, für mehr Transparenz gesorgt. Doch es gibt Momente, in denen Manöverkritik allein nicht ausreicht – dann muss man selbst gestalten.  Und genau das tun wir. Wir machen es selbst.
von Aktuelles 7. Februar 2025
Es ist eine gute Nachricht mit fadem Beigeschmack: Die Verbraucherpreise sind 2024 deutlich weniger stark gestiegen als in den beiden Vorjahren: 2,2 Prozent im Vergleich zu 6,9 bzw. 5,9 Prozent. Das klingt zunächst nach einer Preisberuhigung, bedeutet aber eben auch, dass das Preisniveau nicht nur hoch geblieben ist, sondern weiter angestiegen ist. Und bei manchen Produkten des täglichen Bedarfs wie Schokolade (+ 14 Prozent) und Speiseöl (+ 10 Prozent) kann von Entspannung sowieso keine Rede sein. Was die Situation für Verbraucher besonders undurchsichtig macht, ist die sogenannte "Shrinkflation" – versteckte Preissteigerungen, die vor allem in der Lebensmittelindustrie weit verbreitet sind. Anstatt die (Verkaufs-)Preise zu erhöhen, schrumpft (englisch “shrink”) der Produktinhalt, wodurch die Ware natürlich ebenfalls teurer wird. Diese Form der Preissteigerung belastet das Portemonnaie ebenso stark wie die “echte” Inflation, ist aber häufig schwerer zu erkennen. Eingesetzt werden verschiedene Tricks und Täuschungsmanöver, zum Beispiel: Klassische Shrinkflation: Derselbe Preis für weniger Inhalt. “Billiger”-Trick: Leicht sinkender Preis, aber viel weniger Inhalt. Wechselnde Füllmengen: Mal mehr, mal weniger Inhalt – das erschwert den Preisvergleich. “Mehr-drin”-Trick: Hinweis auf mehr Inhalt bei zugleich unverhältnismäßig starker Preiserhöhung. Besonders hart trifft die Shrinkflation Menschen mit niedrigem Einkommen. Sie geben einen größeren Teil ihres Einkommens für Lebensmittel aus und greifen häufig zu den vermeintlich billigen Eigenmarken der Discounter und Supermärkte. Doch gerade deren Preise waren in den letzten Jahren von Inflation und Shrinkflation betroffen. Die Bundesverbraucherhilfe fordert deshalb eine eindeutige Kennzeichnung von Produkten, die durch reduzierten Inhalt oder Verpackungstricks teurer werden – nach dem Vorbild Frankreich. In unserem Nachbarland müssen “Mogelpackungen” seit Sommer 2024 mit einem Hinweis versehen werden. Bis der Gesetzgeber auch in Deutschland reagiert, empfehlen wir dir einen kritischen Blick auf Preise und Packungen. Um dich nicht täuschen zu lassen, kannst du beim Einkaufen auf folgende Tipps zurückgreifen: Vergleiche die Grundpreise! Achte auf den Preis pro Kilo, der auf dem Preisschild angegeben sein muss. Sei vorsichtig bei neuen Verpackungen! Hinter veränderten Designs versteckt sich häufig ein erhöhter (Grund-)Preis. Kontrolliere die Füllmenge! Merke dir gerade bei Produkten, die du häufig kaufst, wie viel drin ist. Schau bei Aktionen zweimal hin! Sei skeptisch, wenn für Sondergrößen oder neue Produktvarianten geworben wird. Prüfe die Zutatenliste! Shrinkflation betrifft nicht immer nur die Quantität, sondern manchmal auch die Qualität des Inhalts (Beispiel: Saft gemischt mit Zuckerwasser).  Und im besten Fall bevorzugst du sowieso unverpackte Lebensmittel, die pro Stück oder Gewicht abgerechnet werden. Dann weißt du sofort, was du für dein Geld bekommst – und sparst zum Wohle der Umwelt auch noch Verpackungsmüll.
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